Eine Selbsthilfegruppe ist eine eigenständige Selbst-Therapeutische Einheit. Sie kann keinesfalls eine notwendige ambulante oder stationäre Einzel- oder Gruppenpsychotherapie ersetzen, noch durch diese ersetzt werden. Sie setzt - mehr als bei der Psychotherapie - Eigeninitiative und auch Eigenverantwortlichkeit voraus, alleine um den ersten Schritt der Kontaktaufnahme zu meistern. Speziell die Selbsthilfegruppe im Themenbereich Soziale Phobie hat zum Ziel, aus einer Isolation herauszuführen, das Selbstwertgefühl und Menschenvertrauen gleichermaßen zu stärken, den Umgang mit den eigenen Sozialen Ängsten zu verbessern und somit den Leidensdruck zu mindern, parallel zu einer Steigerung der sozialen Kompetenz. Wachstumspotentiale zu sehen und auszuschöpfen, kann ebenso wichtig sein wie eigene Grenzen versöhnlich anzuerkennen.

Die Teilnehmer

Unsere Selbsthilfe- Heilkreise bestehen aus 8 bis max. 14 Frauen und Männern von etwa zwanzig bis etwa sechzig Jahren. Der Grad der persönlichen Erfahrungen mit sozialphobischen Ängsten ist ebenso unterschiedlich wie die Art der als Einschränkung empfundenen Angst-Handicaps. Diese Vielfalt erweist sich als eine große Stärke im Austausch miteinander.

Beginn

Wir versammeln uns im Stuhlkreis.

Die einzelnen Sitzungen gestalten wir durchaus unterschiedlich mit kleinen Variationen, die auch dazu dienen, sich immer wieder neu auf den gemeinsamen Rahmen einzulassen.

Regelmäßig übernimmt ein Mitglied die "Moderation" für den Abend, was uns hilft, einen formalen Rahmen einzuhalten, so z. B. die Zeit. Wir beginnen mit einer Kurzrunde, in der wir uns entweder neuen Interessenten ganz kurz vorstellen mit ein oder zwei Sätzen, oder mit einem so genannten "Blitzlicht", das dazu dient, wichtiges aus der Woche eines jeden einzubringen, Gesprächsvorschläge zu machen und vor allem auch das Befinden jetzt im Augenblick der Zusammenkunft kund zu tun

Struktur und Leitung

Die Selbsthilfegruppen-Struktur kommt ganz ohne professionelle Leitung aus. Sie besteht ausschließlich aus gleichrangigen Teilnehmern, den Betroffenen.

Sie ist aber wie jede länger bestehende Gruppe egal welcher Thematik nicht strukturlos, sondern erhält ihre innere Struktur aus den tragenden Elementen der länger Gruppenerfahrenen und den eher dynamischen Elementen der Neuen und Jüngeren. Dabei sind die Rollenzuweisungen fließend und nicht festgelegt.

Aktivitäten außerhalb der Gruppenabende

Wir haben über Teilnehmerlisten die Möglichkeit, auch in der Woche über Email, Telefon oder gegenseitige Besuche einen individuellen Kontakt und Austausch zu halten, in dem Umfang, wie es einem jeden Recht ist. Auch im Anschluss an die Gruppensitzung besteht häufiger die Möglichkeit, noch ein wenig im kleineren Kreise zusammen zu bleiben.

Spiegelsituation

Fragen nach der Spiegelsituation zwischen dem Selbsthilfe-Gruppenrahmen und meinem Alltag

  • Was für eine Position habe ich in der Gruppe?
  • Hat sich diese schon verändert?
  • Wie sehen wohl die anderen meine Position?
  • Habe ich sie in meinem Alltag auch?

  • Was stört mich an anderen?
  • Was freut mich an anderen?
  • Was beneide ich an anderen?
  • Kann ich das mitteilen und in welchem Umfang?
  • Was würde ich gerne auch sein oder können?
  • Erinnern mich diese Menschen an andere aus meinem Alltag?

  • Fühle ich mich in der Gruppe verstanden?
  • Fühle ich mich unter den Teilnehmern gemocht?
  • Kann ich meine Bedürfnisse äußern?
  • Wie ist das draußen?

  • Kann ich mich in der Gruppe zu Wort melden?
  • Kann ich mich verständlich machen?
  • Kann ich mich einsetzen?
  • Wie ist das draußen?

  • Wie reagiere ich auf Nachfragen?
  • Wie reagiere ich auf Kritik?
  • Wie spontan und gefühlvoll kann ich sein?
  • Wie klar drücke ich mich aus?
  • Bin ich übermäßig sachlich?
  • Ist das eine allgemeine Strategie von mir?

  • Wie fühle ich mich im Gruppenraum?
  • Wie fühle ich mich im Kreis?
  • Wünsche ich das Nebeneinander der Menschen?
  • Wünsche ich mir mehr Distanz, räumlich und innerlich?
  • Gibt es da Unterschiede zu den einzelnen Teilnehmern?
  • Wie beachte ich die Frauen der Gruppe?
  • Wie beachte ich die Männer der Gruppe?
  • Wie spiegle ich mich in Ihnen?
  • Was für Wünsche entdecke ich bei mir?
  • Was fällt mir zum Thema Konkurrenz ein?
  • Wie sicher empfinde ich mich in meinem Körper?
  • Wie sicher fühle ich mich in meiner Identifikation als Mann oder als Frau?
  • Wie ergeht mir das in meinem privaten oder öffentlichen Umfeld?
  • Wie habe ich mich vorgestellt in der Gruppe, was war mir wichtig?
  • Was ist mir zuerst eingefallen?
  • Was ist mir leicht gefallen zu erzählen?
  • Was ist mir schwer gefallen zu erzählen?
  • Was wäre für mich ein besonders schweres Thema, ein Tabu?
  • Ist das draußen in meinem Umfeld auch so?

  • Was wünsche ich mir von der Gruppe?
  • Was von den oder bestimmten Männern?
  • Was von den oder bestimmten Frauen?
  • Wie sehen meine eigenen Ansprüche an mich aus in meinem Verhalten und meinem Erscheinungsbild in der Gruppe?

  • Wie werde ich mit tatsächlicher Kritik fertig?
  • Wie werde ich mit meiner Angst vor Kritik fertig?
  • Wie gehe ich mit Kritik in meinem Alltag um?

  • Wie fühle ich mich nach der Gruppe, auch im Vergleich mit vorher?
  • Wie stark beschäftige ich mich mit ihr noch in der Woche?
  • Habe ich Wunsch nach Kontakt auch außerhalb der Gruppensitzung und kann ich dem nachgehen (ggf. was für Gedanken hindern mich)?
  • Geht mir das auch so nach Treffen und Ereignissen in meinem privaten oder öffentlichen Umfeld?

  • Was würde ich gerne mal ausprobieren, mich trauen?
  • Was von meinen Stärken und kreativen Interessen habe ich bisher noch nicht oder nur angedeutet gezeigt?
  • Was würde ich gerne mal mit Einzelnen oder mit der Gruppe außerhalb des Gruppenrahmens erleben?
  • Sind das auch Stärken und Schwächen, die ich in meinem Alltag wahrnehme?

Diese Fragen können helfen, das Miteinander in der Gruppe zu intensivieren und die Gruppe nicht nur als Mitteilungsort der eigenen Schwierigkeiten zu sehen, sondern als Spiegel und als Übungsort für Lösungsversuche.